Aufräumen: Wohl kaum eine Tätigkeit ist so negativ behaftet. Vielleicht, weil das Thema schon als Kind eine tägliche Anweisung war und heute zu den Hauptstreitpunkten unter Paaren zählt, manifestiert in herumliegenden Socken und leeren Zahnpastatuben. Höchste Zeit also, das Aufräumen von einer ganz anderen Seite zu betrachten - und vor allem geistig davon zu profitieren.

Ordnung im Kopf

Aufräumen findet nicht nur im Zimmer statt, sondern auch im Kopf. Ein stetig wachsender Wäscheberg im Badezimmer kann einen förmlich verfolgen, genauso ist es manchen Menschen nicht möglich, schlafen zu gehen, während die Küche noch schmutzig ist vom Abendessen. Umgekehrt ist Unordnung in der Wohnung häufig die Folge von Unordnung im Kopf: Eine prekäre Jobsituation, Krankheitsfälle in der Familie oder allgemein zu viel Belastung können zu einer grundsätzlichen Überforderung führen.

Dabei ist es möglich, sich auch auf solche Sondersituationen vorzubereiten, ohne im Chaos zu versinken. Im besten Fall funktioniert Ordnung halten wie Zähneputzen, nämlich ohne groß darüber nachzudenken. Hilfreich ist es, wenn Aufräumen selbstverständlich schon als Kind von den Eltern vorgelebt und ohne Zwang verinnerlicht wurde. Der große Vorteil von Ordnung, besonders in Stresssituationen: Strukturen sparen Zeit, denn es kostet Kraft und eben wertvolle Zeit, jeden Morgen den Autoschlüssel zu suchen oder vor dem Kochen den so häufig benutzten Sparschäler.

Stauraum schaffen

Das oberste Gebot lautet daher: Sinnvollen Stauraum schaffen für die Dinge, die man besitzt oder sich zuzulegen beabsichtigt. Im besten Fall handelt es sich um Schubladen an der Wand, Türgarderoben oder Hängeregale unter der Decke, denn ein freier Boden sorgt automatisch für ein aufgeräumtes Gefühl. Außerdem ergibt es Sinn, die Dinge dort aufzubewahren, wo sie benötigt werden: Kosmetika im Bad, Schal und Handschuhe im Flur, Schreibutensilien und Papier am Schreibtisch.

Ordnung beibehalten

Ordnung beizubehalten erfordert anfangs Disziplin, dann wird es schnell zu einem Automatismus, der keine Energie mehr fordert. Die Grundregel: Was benutzt wurde, wandert zurück an seinen Platz, somit wird tägliches Aufräumen beinahe überflüssig. Gefährlich sind allerdings Kramecken, in denen spontan Dinge abgelegt und angehäuft werden. Hier kann es helfen, sich jeden Tag eine Kramecke vorzunehmen und so nach und nach für Ordnung zu sorgen.

Erinnerungsstücke ausmisten

Warum nur trennen wir uns so schwer von materiellen Dingen? Zum einen sind Menschen vor allem auch Sammler, das Anhäufen ist also angeboren. Zum anderen haben die Vorgenerationen in Kriegszeiten vorgelebt, wie es ist, nur wenig zu besitzen - jeder rostige Nagel ein kleiner Schatz, der noch einmal hilfreich sein könnte. Doch die Zeiten haben sich geändert. Sich dies bewusst zu machen, ist der erste Schritt, um sich von Ballast zu befreien.

Diese Befreiung gilt gleichermaßen der Seele, denn häufig stecken hinter Erinnerungsstücken, von denen wir uns kaum trennen können, unverarbeitete Geschichten, erklärt Expertin Anett Klose gegenüber Emotion: "Da liegt dann eine Karte von jemandem, bei dem ich mich seit zwölf Jahren nicht getraut habe anzurufen, weil irgendwas vorgefallen ist. Ich trage das mit mir rum, kann mich nicht dazu durchringen mich zu melden, weil ich denke, dass ich vielleicht eine Abfuhr bekäme." Hier kann es helfen, sich aktiv mit der ungelösten Situation auseinanderzusetzen, und sowohl den Haushalt als auch den Geist zu entlasten. Gleiches gilt für vererbte Erinnerungsstücke, die nur vermeintlich einen emotionalen Wert besitzen, etwa vererbte Fotoalben. Eine Schatzkiste voller Nostalgie ist selbstverständlich erlaubt, doch sollte man der Ordnung zuliebe diese auf eine sinnvolle Größe beschränken - und sich von Überflüssigem trennen.

Ist Ikigai das neue Hygge?

Das können wir von Ikigai lernen

Es drängt sich ein Lifestyle-Trend aus Fernost herein - Ikigai, die japanische Lebensphilosophie, verspricht ein glückliches Leben, allerdings durch ganz andere Prinzipien. Hygge oder Ikigai, das ist dann die Frage.

Bild: breather/unsplash