
Was macht glücklich und zufrieden?
Wir versuchen jeden Tag auf verschiedenen Wegen, kurz- oder langfristig glücklich(er) zu werden: Wir arbeiten am anderen Ende der Stadt; fordern eine Gehaltserhöhung; dann noch eine; wir heiraten; kaufen ein Häuschen im Grünen; bekommen Kinder und fliegen um die Welt. Meistens folgen wir dabei Konventionen und/oder dem sanften Druck der Werbung. Aber was von all diesen Dingen macht wirklich glücklich?
Um diese Frage zu beantworten, sollten wir zunächst einmal festhalten, was Glück eigentlich bedeutet. Im nächsten Schritt können wir daran arbeiten, das Glück an den richtigen Stellen zu suchen und unsere Glücksmomente zu vermehren.
Was ist überhaupt Glück?
Eckart von Hirschhausen unterscheidet in seinem Buch „Glück kommt selten allein …“ drei verschiedene Arten von Glück:
• Das Glück, das man hat (Englisch: luck). Es beruht auf Zufall.
• Das Glück, das man erlebt (Englisch: pleasure). Dies sind Glücksmomente.
• Das dauerhafte Glück im Leben, das heißt die Lebenszufriedenheit (Englisch: happiness).
Die meisten Studien der modernen Glücksforschung befassen sich mit der Lebenszufriedenheit. Schließlich kann man sie leicht untersuchen. Man fragt die Menschen: „Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem Leben?“ Auch in diesem Artikel soll es in erster Linie um diese Form des Glücks gehen.
Der Holzweg zum Glück
Geld macht glücklich, und mehr Geld macht noch glücklicher. Das hoffen 30 Millionen Deutsche, die laut Statista regelmäßig Lotto spielen. Was sie nicht wissen: Das Glücksgefühl steigt bei Lottogewinnern nach dem Gewinn an, nach einer Weile sind sie aber wieder so zufrieden wie davor. Der Grund dafür ist die hedonistische Tretmühle, d. h. übersetzt: die Gewöhnung. Unsere Freude verpufft, weil wir uns an Veränderungen gewöhnen. Deshalb brauchen wir stets einen neuen Kick. Wir wollen immer mehr. Dadurch fühlt es sich manchmal so an, als strampele man sich ab, ohne vom Fleck zu kommen.
Kann man genug Geld haben?
Ja, sagt der US-Ökonom Richard A. Easterlin. Dem Easterlin-Paradox zufolge macht mehr Wohlstand die Menschen ab einer gewissen Einkommensschwelle nicht zufriedener. Laut Easterlin sind wir reich genug, wenn wir nicht mehr arm und unsere Grundbedürfnisse gedeckt sind. Über die genaue Einkommensgrenze streiten die Wissenschaftler noch. Je nach Auffassung liegt sie zwischen 40.000 und 70.000 Euro Brutto-Haushaltseinkommen im Jahr (Richard Layard: „Die glückliche Gesellschaft“). In Deutschland haben die meisten von uns demzufolge genug Geld.
Kann man genug besitzen?
Vielleicht ist es dir schon aufgefallen: Je mehr wir besitzen, desto mehr wollen wir auch haben. Das liegt unter anderem daran, dass wir uns mit unseren Nachbarn, Freunden und Kollegen vergleichen. Wir schaukeln uns gegenseitig hoch und erleben eine sogenannte Lifestyle-Inflation.
Ich weiß noch, wie ich mich über mein erstes Einkommen als Selbständige freute. Mit jedem weiteren Geldeingang nahm die Freude ab und ich machte bald keine Luftsprünge mehr. Schließlich brauchte ich das Geld. Während ich im Studium noch mit weniger als 800 Euro ausgekommen war, benötige ich heute ungefähr das Doppelte zum Leben. Ich wohne in einer größeren Wohnung, habe mehr Versicherungen und höhere Ausgaben. Du siehst: Selbst ich kann mich nicht wirklich aus der Tretmühle befreien.
Aber es gibt Bereiche, in denen wir nicht so leicht in eine Tretmühle geraten. Zum Beispiel hilft es, sich auf immaterielle Dinge zu konzentrieren, zum Beispiel Freunde, Familie und die Gesundheit. In diesen Punkten können wir uns schlechter mit anderen vergleichen. Außerdem gewöhnen wir uns nicht so schnell an diese Dinge. Und: Auch Gesundheit macht glücklich. Genauso macht uns eine Partnerschaft glücklich.
Was wirklich glücklich macht
Laut dem World Happiness Report, der seit 2012 jährlich erscheint und für den etwa 3.000 Menschen in 150 Ländern befragt werden, sind drei Aspekte am wichtigsten:
• Unsere ökonomische Situation (Einkommen, Bildung und Arbeit)
• Unsere soziale Situation (Partnerschaft)
• Unsere persönliche Gesundheit (physisch und psychisch)
Daran wird deutlich: Wohlstand ist ein wichtiger Glücksfaktor, aber nicht der einzige. Die Menschen müssen die Armut hinter sich lassen, um zufrieden zu sein. Sie möchten aber auch möglichst lange, frei und in Gemeinschaft leben. Zu viel Reichtum stört dabei, denn er führt zu mehr Ungleichheit innerhalb der Bevölkerung. Die Reichen schotten sich von den Armen ab; Korruption und Kriminalität steigen. Das macht einige wenige glücklicher, viele jedoch unglücklicher.
Was du für dein Glück tun kannst
Niemand ist gegen die Tretmühlen unserer Zeit gefeit. Ich ertappe mich auch manchmal dabei, dem Glück, zum Beispiel in Form von mehr Geld, hinterherzurennen. Wie du aus der Tretmühle ausbrechen kannst? Ich habe fünf Tipps aufgeschrieben, die ich selbst beherzige.
1. Das kleine Glück feiern
Viele von uns sind ständig auf der Jagd nach dem nächsten Meilenstein: die Beförderung, der neue Job oder der nächste Urlaub ... Immer liegt noch etwas zwischen uns und dem Glück. In meinen Augen sollten wir uns viel mehr auf den Alltag konzentrieren und auch kleine Momente der Freude feiern. Dabei geht es nicht immer um Konsum, sondern um die Fragen: Wenn wir nur noch einen Tag zu leben hätten, was würden wir ändern? Wie würden wir mit unserem Partner, der Familie oder Freunden umgehen?
2. Deine Erwartungen herunterschrauben
Glück = Realität - Erwartungen
Der Autor Adam Fletcher hat diese Gleichung aufgestellt. Übersetzt heißt sie: Wenn ich mit dem Besten rechne, kann die Realität oft nicht mithalten. Das macht mich unglücklich. Wenn ich hingegen wenig erwarte, werde ich positiv überrascht. Aber bitte male ab jetzt nicht den Teufel an die Wand! Zu viele negative Gedanken können schließlich auch zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung werden. Aber gerade im Umgang mit anderen Menschen hilft es, nicht so viel Druck aufzubauen.
3. Dankbarkeit üben
Wer positiv denkt, fühlt sich gut. Deshalb gehört Dankbarkeit zu den gesunden Denkgewohnheiten, die ich immer wieder übe. Zwei Jahre lang schrieb ich täglich drei gute Dinge auf, die mir passiert sind, Erlebnisse, Gespräche, Mahlzeiten oder andere Kleinigkeiten. So machte ich mir jeden Tag bewusst, wie gut ich es habe. Ich versuche außerdem, selbst in Rückschlägen etwas Positives zu sehen. Ich will mir meine Probleme nicht schönreden. Jedoch versuche ich, positive Gedanken als Trampelpfade im Kopf anzulegen. Damit trainiere ich mein Gehirn darauf, positiver zu denken. Meiner Erfahrung nach sorgt das für mehr Gelassenheit im Alltag.
4. Dir und anderen etwas gönnen
Die Psychologin Elizabeth Dunn und der Soziologe Michael Norton entwickelten in ihrem Buch „Happy Money: So verwandeln Sie Geld in Glück“ die Theorie, dass wir unser Geld meistens falsch ausgeben. Nämlich für Materielles. Glücklicher würde uns machen, es für andere auszugeben
Ich finde den Ansatz sehr gut und folge zwei Grundsätzen: Ich versuche, meinen Konsum auf das Nötigste zu beschränken. Und wenn ich Geld ausgebe, dann für Erlebnisse und andere Menschen. Wie das aussieht? Ich kaufe Geschenke für andere, überrasche meinen Partner und spare nicht am gemeinsamen Urlaub. Zudem spende ich ab und zu Geld für einen guten Zweck. Laut dem World Happiness Report ist Großzügigkeit ebenfalls ein Glücksfaktor. Tatsächlich gibt es mir ein gutes Gefühl, einen kleinen Beitrag zu leisten.
5. Auf deine Gesundheit achten
Wer schon mal krank oder verletzt war, weiß: Nicht fit zu sein, schränkt uns ein und dämpft unser Glück. Deshalb investiere ich relativ viel Zeit und Geld in meine Gesundheit – sowohl körperlich als auch geistig. Wie ich das umsetze?
• Ich treibe regelmäßig Sport und bewege mich auch im Alltag so viel wie möglich.
• Ich ernähre mich vernünftig, esse vor allem unverarbeitete Lebensmittel und kaum Zucker.
• Ich arbeite an meiner inneren Einstellung und meinen Gewohnheiten.
Egal, ob in Sachen Gesundheit oder positiver Gedanken: Wenn du etwas an deinem Lebensstil ändern willst, solltest du darauf achten, dass du die Änderungen dauerhaft und ohne Qual umsetzen kannst. Denn nur so wirst du auch nachhaltig glücklich(er).
Willst du noch tiefer ins Thema einsteigen? Hier geht’s zu noch mehr Gedanken zum glücklichen Leben.
Über Jasmin Schindler
Jasmin Schindler ist Bloggerin bei Healthy Habits und Autorin von Büchern wie „Esst echtes Essen!“ und „Abgespeckt“. Beruflich wie privat beschäftigt sie sich mit Themen rund um eine gesunde Lebensweise.
Jasmin hatte die meiste Zeit ihres Lebens mit ihrer Figur zu kämpfen. Es hätten in ihren Augen stets ein paar Kilos weniger sein sollen. Sie wollte gern so schlank sein wie andere Gleichaltrige, doch viele Versuche abzunehmen zeigten keine Wirkung. Deshalb stehen die Themen Ernährung und Selbstwertgefühl im Mittelpunkt vieler ihrer Texte. Sie glaubt nicht an Diäten, sondern an Gewohnheiten. Diese sollten wir alle in unseren Alltag integrieren, um auf Dauer schlank und gesund zu bleiben. Frische Lebensmittel und der weitgehende Verzicht auf zugesetzten Zucker sind dabei von zentraler Bedeutung. Unser Essen sollten wir lieber selbst kochen, statt auf Fertiggerichte zurückzugreifen – so die Philosophie von Jasmin und ihrem Blogger-Kollegen Patrick Hundt.
Der Blog Healthy Habits dreht sich um gesunde Gewohnheiten in allen Bereichen des Lebens. Statt nach geheimen Tricks, Wundermitteln oder Abkürzungen zu suchen, empfiehlt Jasmin nachhaltige Routinen für die alltägliche Bewegung, den regelmäßigen Sport, aber auch für alles, was das emotionale Wohlbefinden sowie die persönliche Weiterentwicklung fördert. Da immer mehr Menschen an die Grenzen ihrer Belastbarkeit stoßen und sich erschöpft fühlen, sind Themen wie Gelassenheit, Glück, Freiheit und Beziehungen zunehmend wichtig. Über genau diese Themen schreiben Jasmin und Patrick bei Healthy Habits sowie hier bei Generali Vitality.